Der Ursprung stammt aus der Tauchmedizin, doch mittlerweile machen sich auch immer mehr andere Mediziner die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) zunutze, bei der unter Überdruck Sauerstoff verabreicht wird. Dadurch werden hohe Sauerstoffpartikeldrücke im Blut und Gewebe möglich, die man sonst nicht erreicht. Dabei besteht die HBO Therapie aus einer Kombination:
- Dem Patient wird 100 Prozent medizinisch reiner Sauerstoff (O2) zur Atmung verabreicht, was im Regelfall über eine Atem-Maske oder ein Kopf-Zelt geschieht
- Der Patient erlebt in einer Therapie-Druckkammer einen Überdruck, der meist bei 1,5 bis 3 bar absolut liegt.
So kann z.B. krankheitsbedingt Zellgewebe, welches sauerstoffunterversorgt ist, ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, was sich positiv auf Zellteilung, Zellneubildung und Blutgefässneubildung auswirkt.
Anfangs hat man in den Druckkammern nur Taucher behandelt.
Sauerstoff-Sättigung ist das Erfolgsgeheimnis der Sauerstofftherapie
Das Hämoglobin (Blutfarbstoff) in den Erythrozyten (roten Blutkörperchen) ist im Normalfall bereits zu ca. 95-98% mit Sauerstoff gesättigt, was es durch normales Atmen schwierig macht, den Wert noch zu erhöhen. Durch hyperbare Sauerstofftherapie, bei der in der Druckkammer der Druck auf das 2,4 bis 3-fache des Normaldrucks erhöht wird, wird mehr Sauerstoff in den flüssigen Blutbestandteilen gelöst. Ziel der Therapie ist es, den Stoffwechsel in schlecht durchbluteten Geweben zu beschleunigen, um damit Heilungsprozesse zu beschleunigen.
Wann wird die hyperbare Sauerstofftherapie angewendet?
Die HBO-Therapie findet vor allen Dingen Anwendungen bei:
- Brandwunden
- Diabetischem Fusssyndrom
- Hörsturz
- Tinnitus
- Knalltrauma
- Morbus Menière
- Durchblutungsstörungen der Knochen/Knochenhaut
- Folgen bei einer Strahlentherapie
- Knochendefekte
- Tauchunfällen
- Dekompressionskrankheit
- Kohlenmonoxidvergiftung
- Strahlenzystitis (Blasenentzündung nach Bestrahlung)
- Gasbrand (Clostridiale Myonekrose)
Sauerstofftherapie unter Überdruck nur bei funktionsfähigem Ohr
Die Sauerstofftherapie unter Überdruck wird im Regelfall nur durchgeführt, wenn die Durchgängigkeit der Ohrtrompete (Tuba auditiva) gewährleistet ist. Diese Verbindung vom Rachen zum Mittelohr ist wichtig für den Druckausgleich der Ohren. Nach körperlicher Untersuchung, zumeist auch EKG und einer Lungenfunktionsprüfung kann man die Eignung von Patienten für diese Therapieform bestätigen.
Wenn das Ohr und die Verbindung zum Rachen in Ordnung sind, steht einer HBO-Therapie meist nichts im Wege.
Druck wie beim Tauchen
Der Druck in einer solchen Druckkammer, in der meist mehrere Personen Platz finden, entspricht dem Druck in den Ohren, den man auch haben würde, wenn man 15 bis 18 Meter tief taucht. Aus der Druckkammer gibt es zumeist eine Sprech- und Sichtverbindung nach aussen. Der Druck wird langsam in der Kammer erhöht, sodass der Patient sich daran gewöhnt. Ist der finale Druck erreicht, kann mit der Sauerstoff-Zufuhr begonnen werden. Von der Indikation ist es abhängig, wie lange man unter Druck den Sauerstoff atmet, – hier sind Therapien bis zu mehreren Stunden möglich, bei denen dann aber Atempausen mit „normalem“ Luftgemisch eingefügt werden.
Vor dem Ende der Therapie wird dann der Druck über mehrere Minuten nacheinander gesenkt, was der Ausschleusung dient.
Sauerstoffpartialdruck wird überwacht
In modernen Anlagen für die hyperbare Sauerstofftherapie wird bei jedem Patienten fortwährend der Sauerstoffpartialdruck (pO2) überwacht, – dies sichert die Behandlungsqualität. Für die Patienten sind solche Sitzungen meist bequem und können ggf. auch von Musik begleitet werden, die im bequemen Sitz zu hören ist.
HBO-Therapie und die Forschung
Geforscht wird auch über die Auswirkung der HBO Therapie u.a. zu:
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Schmerzreduktion und Therapie bei bestimmten Knochennekrosen
- Rückfällen eines Neuroblastoms (Stadium IV) bei Kindern
- Schädigungen durch Strahlentherapie bei Brustkrebs